Das Silberne Stiftungsfest (1923)
Das 25. Stiftungsfest begann mit einem Eröffnungsabend, bei dem die Kärntner Mitglieder der Verbindung ein gesticktes Wappen überreichten. Der eigentliche Höhepunkt war am 13.5.1923 ein Couleurumzug vom Stephansplatz über den Graben zur Peterskirche, wo ein Pontifikalhochamt gefeiert wurde. Die Kirche war zwar viel zu klein, wurde aber gewählt, weil damals dort jeden Sonntag der akademische Gottesdienst abgehalten wurde. Höhepunkt war sicher der anschließende Stiftungsfestkommers im Sofiensaal und man war stolz, den Vorort begrüßen zu können. Unter den Besuchern waren - die Zeiten hatten sich geändert - nun zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens, etwa Bundeskanzler Ignaz Seipel (Nc), dem bei dieser Gelegenheit das Ehrenband verliehen wurde, und drei Minister. Der Vertreter des Nuntius verlas das aus Rom eingetroffene päpstliche Glückwunschtelegramm. Außerdem konnten zum ersten Mal 50-Semester-Jubelbänder verliehen werden. Den Abschluss bildete ein Maifest im Baumgartner Kasino.
Verbindungsleben
Auch in der Zwischenkriegszeit gehörte Rudolfina zu den großen Verbindungen; so bestand die Aktivitas 1928/29 aus 100 Aktiven und wuchs bis 1932/33 gar auf 130 Aktive - und das obwohl mittlerweile die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreicht hatte. Die Altherrenschaft wurde in der Zwischenkriegszeit "ostlastig". Nahezu 4/5 aller AH.AH wohnten in Wien und Niederösterreich; rund 1/5 aller AH.AH war übrigens Priester.
Das Studentenleben darf man sich nicht als zu rosig vorstellen. So konnten sich viele Aktive bei einem Budenbesuch gerade ein Seidel Bier leisten; für einen größeren Bierkonsum hatten sie kein Geld.
In diesen Jahren tauschte Rudolfina mit der Mutterverbindung Austria (1930) und der Tochterverbindung Rugia (1933) das Band. Seither trägt der Senior die Bänder dieser beiden Verbindungen gekreuzt zu seinem Band.
In der Zwischenkriegszeit entstand aus den schon erwähnten Rudolfina-Kränzchen die Rudolfina-Redoute (erstmals 1923); der Faschingsmontag etablierte sich bereits zu dieser Zeit als festes Datum. Die ersten Redouten fanden im Saal des Militärkasinos am Schwarzenbergplatz statt, später in sämtlichen Sälen der Hofburg (erstmals 1927); zur Redoute 1936 konnten beispielsweise 1.200 Gäste in der Hofburg begrüßt werden. Die Redoute sorgte allerdings für reichliche Konflikte innerhalb der Verbindung, so wurden 1928 nach langen Diskussionen erstmals moderne Tänze auf der Redoute gespielt; zeitweise forderten einige Alte Herren überhaupt deren Abschaffung und in manchen Jahren entfiel auch die Redoute. Die letzte Redoute vor dem Krieg - sie hieß "Rudolfen tanzt" - fand 1938 im Erzherzog-Eugen-Palais statt.